29. Juli 2009 | Kick,News | Kommentare deaktiviert für De Prinz kütt!

De Prinz kütt!

Kölsche Heldenverehrung: FC-Fan NORDBERGH hat für FANartisch die Poldi-Party nachgezeichnet – bzw. nachgesprayt und graffitiert…

Und es war ein Freitag, ungewöhnlich kühl und regnerisch, der Himmel weinte vor Freude: Nationalspieler Lukas Podolski feierte sein Comeback als Kölner Lizenzspieler! Als Aufbaugegner war der FC Bayern München geladen.
Gefühlte 200.000 Fans (tatsächlich ca. 45.000) strömten bereits Stunden vorher zum familienfreundlichen Unterhaltungs-Livegeplänkel mit schmissiger Musik vor dem Anpfiff ins Stadion. Wenn alle Kölner vorher gewusst hätten, dass RTL das Spiel mit seiner prominenten Sportmoderatoren-Mannschaft zwischen „farblos“, „menschgewordener Vuvuzela“ und „Teller bunte Knete“ live überträgt – das Spiel wäre restlos ausverkauft gewesen. So, wie an normalen Spieltagen.
Und ich mittendrin, Mittvierziger, Dauerkarteninhaber mitten zwischen den östlichen Stehblocks der Süd-Tribüne , wieder Mitglied und real existierender FC-Fan seit Mitte der Siebziger. FC-Fan in kritischer Distanz.

Spiel? Welches Spiel?

War irgendwas anders als sonst? Ja, die limitierte Trikot-Sonderauflage. Ja, zum Kölsch getz auch lecker Pils anne Theke … aber sonst? In der Tat! Fragen Sie irgendeinen Fan mal nach dem Spiel! Ich wette, die meisten haben zwischen Feiern, Singen, Fanshop und Wiedersehen mit den Block-Nachbarn etc. gar nicht so viel davon mitbekommen. Der Kick war letztlich müde, aber auch gar nicht der Grund der Anwesenheit – der war FEIERN!

Loss mer fiere, net lamentiere…

Neben den vom Sehen her altbekannten Blocknachbarn tummelten sich auch einige exotische Gäste um uns herum. Da war etwa die Familie mit zwei kleinen Jungs, unübersehbare Bayern-Fans. Mal abgesehen von dieser schweren erzieherischen Verfehlung verlief deren Besuch aber so, wie schon bei manch anderem Gästebesuch im Kölner Stehblock: FRIEDLICH! Dauerkartenkollege Olli machte gleich nochmal ein paar schicke Fotos von den Jungs und man verlor sich ab und zu in gefälligem Blabla. Ja, Freunde, ich habe sogar schon mal einen Gladbach-Fan in Kutte bei uns im Block gesehen! Und bei einem BVB-Fan vor ein paar Jahren waren die einzigen, die Stress machten, die Ordner. Später kam er mit seinem BVB-Trikot auf Links wieder rein – allgemeines Gelächter.
Darüber hinaus ist der gefühlte erste Spieltag auch erst mal Schaulaufen für die neuen Fan-Artikel. In diesem Fall eher die blauen Sondertrikots. Erstaunlich viele Fans zeigten sich aber in neuem Gewand – das habe ich so auch noch nicht in den letzten Jahren gesehen.
Lamentiert werden musste nur – wie gewohnt – am Getränkeausschank. Die Zapf-Profis im Stadion zapfen nämlich gemütlich immer erst ein Bier zu Ende. Da heißt es ab der 40. Minute runter und erst zur zweiten Halbzeit wieder zurück auf’n Platz.

Wir sind alle wieder nach Hause gekommen…

Lars Nierfeld, Chef-Marketingstratege beim FC hatte vor ein paar Jahren in einem Vortrag ein erklärtes Marketingziel des FC ausgegeben: Ein Besuch im Stadion muss ein Familien-Event werden, mit dem Spiel „nur“ noch als einem, wenngleich zentralen Bestandteil. Gewollt oder ungewollt, diese Rechnung ist aufgegangen. Anders lassen sich allerdings auch die seit 1993 stetig steigenden Besucherzahlen bei vier Abstiegen seit 1998 nicht erklären. Der Kölsche geht hin, lüftet sein Trikot, ist fröhlich am Singen, trifft die Kolleginnen und Kollegen, trinkt sein Kölsch, is jet a bissche am Klaave un Singe, und wenn es auf dem Platz nicht völlig daneben läuft, geht er erleichtert nach Hause. Mehr will er ja gar nicht! Das internationale Geschäft ist ein Anachronismus, der nur noch im Dunstkreis des VIP-Bereichs auftaucht – ab und zu.

Ach ja, am Schluss kam er natürlich noch zum Abklatschen in die Südkurv‘, der Poldi. Ob das bei der nächsten 0:2-Niederlage auch noch so sein wird? Ah watt, Hauptsache man trifft sich wieder im Stadion. Von der RTL-Übertragung habe ich hinterher bei den 11Freunden gelesen. Gott, war ich froh, im Stadion gewesen zu ein… Et is wie et is, et kütt wie et kütt, ävver et hätt noch immer joot jejange.

NORDBERGH