Der Pfosten (Peter Ouch 2015)
„Der Pfosten“, Peter Ouch (Cesena 2015), Vollaluminium (gedrechselt) und Edelstahl (gebürstet), Haus der musischen Künste Stadlheim, München-Giesing
„Der Pfosten“, Peter Ouch (Cesena 2015), Vollaluminium (gedrechselt) und Edelstahl (gebürstet), Haus der musischen Künste Stadlheim, München-Giesing
Die 90er Jahre im Fußball und das Pay-TV: In Deutschland war es Premiere, in England betreute Sky den 90er-Fußball. Der historische Sky-Trailer oben zeigt noch mal eindrücklich, wie die Engländer 1992 der neuen Premier League im neuen Bezahlfernsehen entgegenfieberten, wie Spieler mit Fönfrisuren und Mobiltelefon-Klötzen so much fun ohne Internet hatten – beim Duschen, beim Autofahren, sogar beim Training! Fußball in den 90ern, den 1990ern – nicht nur in England eine Schau aus Bärten und Haaren, aus schlimmen Trikots und fiesen Klamotten, aus schlimmer Musik und noch schlimmeren Drogen. Früher war alles, äh, besser…
In der Chaostheorie reicht ein Schmetterling, der sich am anderen Ende der Welt auf einen Sack Reis setzt, um im Hier und Jetzt einen Orkan zu entfachen. Oder so. (Neue Rekorde im Windenergiepark!) Im Fußball reicht manchmal die krumme Flugbahn eines Freistoßes, der Flügelschlag eines Flatterballs, um einen Torwart auf dem falschen Fuß zu erwischen. Oder auch nicht…
Das Schöne an dieser Kameraperspektive: Es ist alles da – die Leidenschaft, das Hoffen, das Brennen aufs Tor im Vordergrund, die grandiose Flugbahn des Balles, die unerwartet gute Reaktion des Torhüters, überragend. Verfrühter Jubel. Unglauben, Staunen, Ohnmacht, Enttäuschung, Verzweiflung im Vordergrund. Fußball im Kleinen kann schöner sein als jedes noch so professionelle Hochglanzprodukt in einem klinisch toten sterilen modernen Söldnerfußball der Millionäre. Alles eine Frage der Perspektive…
Nur nicht kaputtmachen! Stell dir vor, du bist zehn Jahre alt und darfst deinen Lieblings-Pokal im Fußball mit nach Hause nehmen für einen Tag und eine Nacht, den Pokal mit ins Bett nehmen. (Wir Deutschen würden natürlich den goldenen Weltpokal nehmen, der bei den Engländern irgendwie noch nicht so bekannt zu sein scheint.) Was würdest du tun? Ihn mit Bier oder Champagner füllen, das gehört sich in deinem Alter dann noch nicht. Würdest du irgendwann lieber fernsehen aus Langeweile (deine Lieblingsserie kommt gerade!) oder mit Playstation oder Xbox spielen? Mit Ritterburg oder Piratenschiff, mit dem ferngesteuerten Monstertruck oder gar mit deiner Schwester oder Freunden? Hausaufgaben machen? Oder würdest du ihn 24 Stunden streicheln und tätscheln, den Pokal, neben ihm im Bett einschlafen, leise seufzend? Ein zehnjähriger Derby-County-Fan durfte den FA-Cup neulich mit nach Hause nehmen, also die Trophäe mit der größten Tradition in England, jenen silbernen Pokal, der aussieht, als würde er zum Teeservice der Queen gehören und als hätte schon Queen Mum einst ihren Gin als Fizz oder Gin Tonic daraus getrunken. Oder als hätte man sie aus dem Motorblock eines Rolls-Royce geschraubt. Die Trophäe jetzt. Nicht Queen Mum. Der kleine Junge widersteht ganz knapp der Versuchung, überhaupt etwas anderes zu machen, als den Pokal anzuschwärmen. Vor der Kamera, versteht sich…
Einmal den Pokal mit ins Bett nehmen, du Fußball-Fan?
Zehnjähriger Fan kriegt den FA-Cup mit nach Hause…
1 Video (Quelle: Youtube)
„Rollerball“, Hottie Tottie (Sri Lanka 2014), Modernes Torwartspiel im Stile Manuel Neuers 2.0 auf Leinwand, Tunnel-Museum, Trier