18. Januar 2011 | Auswärtsspiel,News | Kommentare deaktiviert für Pyrotechnik legalisieren in Bundesliga und Co: Ultras und Fans fordern DFB und DFL

Pyrotechnik legalisieren in Bundesliga und Co: Ultras und Fans fordern DFB und DFL


Pyrotechnik legalisieren in der Bundesliga, im deutschen Fußball? Der DFB will nun zumindest eine legale Pyrotechnik-Rückkehr in Deutschlands Fußball-Stadien überdenken und Vor- und Nachteile für die aktuelle Situation von Fans und Ultras (und Sicherheitskräfte und Polizei) abwägen. Nachdem bei dem Kongress „Feindbilder ins Abseits“ in Frankfurt/Main dem Sicherheitsbeauftragten des Deutschen Fußball-Bundes, Helmut Spahn, ein von über 50 Ultragruppen erarbeitetes Konzept übergeben wurde, sprach dieser unter anderem Folgendes in die Mikrophone: „Der DFB wird sich das seriös anschauen und gucken, was umsetzbar ist und was nicht.“ Man wolle das „ergebnisoffen“ diskutieren… Auf Nachfragen bei der DFL klingt es weniger offen, der Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga, Holger Hieronymus, wird landesweit in den einschlägigen Fußball-Medien so zitiert: „Es gibt für und wider, es gibt noch einige Fragen, die vorher beantwortet werden müssen. Dabei ist die Verantwortlichkeit das A und O. Und es gibt natürlich Gesetze, die eingehalten werden müssen.“ Die bloße Bereitschaft zum Gespräch solle „nicht als Einverständnis gewertet werden“… Tendenz also für eine kontrollierte Legalisierung von Pyro, Bengalo und Co. für die Fans und Ultras der Bundesliga eher nur so mittel offen. Was die Kampagne „Pyrotechnik legalisieren!“ in der gemeinsamen Erklärung der beteiligten deutschen Ultragruppen fordert (unkontrolliertere südamerikanische Verhältnisse wie etwa im Video oben wohl gerade nicht), kann man komplett hier nachlesen und in Auszügen hier im Folgenden:

Pyrotechnik legalisieren!
Eine gemeinsame Erklärung deutscher Ultragruppen

Fußballdeutschland: Es ist Zeit endlich einmal ernsthaft über Pyrotechnik zu reden. Es ist Zeit, dass in dieser bislang einseitig geführten Diskussion nicht nur diejenigen zu Wort kommen, die in Deutschlands Stadien am liebsten ein Publikum wie im Theater hätten. Oder diejenigen, die Pyrotechnik mit Randale gleichsetzen und denen dabei nur der Sinn danach steht ihre Quote oder Auflage zu steigern. Oder noch eine absurde Sicherheitsregel durchzuboxen. Es ist Zeit, dass diejenigen zu Wort kommen, die beim Thema Pyrotechnik in den Schlagzeilen auftauchen und über die geurteilt wird: Wir Ultras.

Wir finden Pyrotechnik gut! Das wollen wir gleich zu Beginn klarstellen. Aber nicht etwa zur Untermalung eines möglichst martialischen Auftretens. Nein! Das ist keine heuchlerische Verlautbarung, um es denjenigen recht zu machen, die unsere Vorstellung von Fußball nicht teilen und bekämpfen. Wir wollen Bengalische Feuer, Rauchtöpfe, etc. beim Einlaufen der Mannschaften, nach dem Tor, bei besonderen Gesängen und als Choreos.
Denn: Wir sind Anhänger einer lebendigen und fröhlichen Pyrotechnik. Wir lieben die einzigartige Atmosphäre, wenn die Mannschaften auf den Platz kommen und von rotem Leuchten unter Flutlicht begleitet werden. Wir lieben die Emotionen, die mit einem Freudenfeuer nach dem Tor verbunden sind.

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Verantwortung

Pyrotechnik geht einher mit Verantwortung. Wir wissen um die Risiken, die der Einsatz von Pyrotechnik mit sich bringt. Bei verantwortungsbewusstem und vernünftigem Umgang sind diese Risiken allerdings auf ein Minimum reduzierbar, auch das ist unser Ziel.

Für uns als Unterzeichner heißt das:

– Schluss mit Böllern, Kanonenschlägen und sonstigen Knallkörpern. Die Dinger sind klein und fies, weil niemand auf den Schlag vorbereitet ist. Und Feierstimmung schaffen sie auch nicht.
– Pyrotechnik gehört in die Hand, auf keinen Fall in die Luft und nach Möglichkeit nicht auf den Boden. Leuchtspurgeschosse sind ebenso tabu wie die „Entsorgung“ von Bengalischen Feuern in den Innenraum, aufs Spielfeld oder in Nachbarblöcke.

Dazu bedarf es der Schaffung von Möglichkeiten, die einen gewissenhaften Umgang unsererseits ermöglichen. In der aktuellen Situation dreht sich die Spirale in einer Mischung aus Strafen und Gefährdung immer weiter. Um ihr nachhaltig zu entkommen, muss die Pyrotechnik heraus aus dem Schatten der Kriminalität gelöst werden. Denn aus Angst vor Bestrafung werden Bengalische Feuer teilweise vermummt und eingeengt zwischen vielen Fans sofort nach dem Zünden auf den Boden oder in scheinbar freie Bereiche geworfen, das erhöhte Gefahrenpotential gegenüber einem kontrollierten und legalisierten Abbrennen in der Hand ist offensichtlich. Die Strafverfolgung verfehlt also seit Jahren ihr Ziel, die Stadien sicherer zu machen. Das Ziel muss schließlich selbstregulierender Umgang der Kurven sein.

Wir fordern daher:

– Schaffung von Rahmenbedingungen für legales Abbrennen von Pyrotechnik in unseren Kurven
– Eigenverantwortung für Fanszenen und Vereine

[…]