7. Oktober 2009 | Auswärtsspiel,News | 2 Kommentare

Mit Wartezeiten muss gerechnet werden…

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Dem Kölner ist das Warten an un’ für sisch net fremd, ne. Da ist z. B. die Wartezeit zwischen den Sessionen (hochdeutsch: Karnevalszeit). Das beschreibt 3-4 Monate im Sommer, in denen der Karneval nicht ganz so extrovertiert zu Tage tritt. Dann gab es für den FC-Fan seit 1990 die Wartezeit bis zur Rückkehr von Christoph Daum. Die jedoch ist ein für allemal beendet. Weniger spektakulär, dafür umso mehr alltäglich ist für den Fan des 1. FC Köln die Wartezeit zwischen den Siegen der Geißböcke. Eine Zeit mit der wiederkehrenden Penetranz einer verschleppten Erkältung – gewöhnlich in Herbst und Frühjahr.

Was macht man in so einem Fall?

OK, die Freude über den unerwarteten Punkt in München darf natürlich mit Erleichterung zu Kenntnis genommen, profund analysiert und anständig begossen werden. Doch letztlich bringt uns das in der Tabelle nicht wirklich nach vorne. Etwas Ablenkung in dieser Wartezeit verschafft einem beispielsweise das analoge oldschool Tipp-Kick-Spiel. Noch präsent?

Kult und Kult gesellt sich

Ende der 90er Jahre haben wir als dreckiges Dutzend privater Fußball-Fans in Münster – also jenseits des Einflussbereiches guten Bundesliga-Fußballs – während der Sommerpause den Tischfußball wiederaufleben lassen. Hersteller MIEG hatte 1998 zum ersten Mal eine Bundesliga-Kollektion herausgebracht. Einzelspieler in original handgemalten Trikots aller Bundesligavereine aus der Saison 97/98, wie hier vom 1. FC Köln.

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Damals trafen wir uns alle paar Wochen, jeder ins Trikot seiner Mannschaft gewandet und vor allem mit selbst lackierten Spielern (Modellfarbe und Metall-Klarlack). Eine Spielvariante mit zwei Feldspielern (+ Torwart) pro Team, wobei nur ein Spieler in einer Hälfte stehen darf, aber beide ein Tore schießen können, sorgt für ordentlich Tempo! Und wenn man dann als 1. FC Köln in drei Spielzeiten zweimal Vizemeister wird, dann blüht der FC in einem selbst wieder auf. Zur Erinnerung: Damals kam Bernd Schuster nach Köln und trainierte eine Elf, die „zu stark ist für die zweite Bundesliga“! Genau…

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Ein kurzer Blick auf die Trikot-Börse

Wer mehr auf echtes, lizenziertes Merchandising steht, kann sich auch anders beschäftigen. Nicht wenige Fans sammeln FC-Trikots, vorzugsweise via eBay. Die Preisgestaltung ist dabei relativ absehbar. Trikots der Vorsaison (sofern aus dem Katalog gestrichen) sind in der Regel für um die 25 Euro per Sofort-Kauf zu erwerben. Nach 3-4 Jahren bei eBay ist eine Kollektion in der Regel weg. Danach tauchen Exemplare nur noch vereinzelt auf. Bei den Verkäufern von FC-Trikots habe ich seit 1999 nur gute Erfahrungen gemacht. Asia-Dublikate spielen kaum eine Rolle und erst ein- oder zweimal habe ich einen neuen (schwarz-weißen) Geißbock auf einem alten Trikot gesehen. 1994 sind die braunen Böcke vom Logo ersetzt worden.

Daimon, Samsung & Co.

Wer kaufen oder verkaufen will, sollte vorher dennoch kalkulieren. Original-Trikots vor 1978 habe ich bis heute nicht einwandfrei feststellen können. Trikots aus den 80ern sind sehr rar – und vor allem aus der Saison 1981/82 sehr gefragt. Samsung-Trikots sind Kult, und für ältere, wie das Daimon-Trikot, sollte mit einem Kaufpreis unter 100-130 Euro nicht gerechnet werden.

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Das hat auch mit Christoph Daum und seiner erfolgreichen Trainerkarriere beim FC (1986-1990) zu tun. Trikots aus den 90ern gewinnen zur Zeit auf eBay an Wert – vor allem in gutem Zustand. Doch Vorsicht: Wer etwa das hässliche orangene Trikot mit Fordpflaume („Fruchtsalat“) aus der Saison 1997/98 abgeben will, sollte wissen: Dafür hat es noch nie gute Preise gegeben! Anders sieht das schon mit dem „50 Jahre“-Jubiläums-Trikot aus dem gleichen Jahr aus, mit dem der FC unter anderem 1998 2:0 bei den Bayern gewann.
Das weiß-rote Samsung-Trikot (Home) von 1990/91 sieht man zumindest im Stadion recht häufig. Allerdings wird es auch in vielen gefaketen Versionen angeboten. Da sind mal Geißbock und Puma auf der gleichen Seite oder ist das Samsung-Logo nicht rot-schwarz sondern nur schwarz. Diese Fakes sind immer noch günstig. Die Originale gehen gut erhalten nicht unter 60-70 Euro weg.

Alt + rot = teuer

Doch wie es sich für eine Börse gehört, gibt es auch 90er-Trikots, die im Wert steigen und steigen. Bis 1997 war das Auswärts-Trikot in der Regel rot – wie ein Negativ-Druck des Heim-Trikots. In den 90ern gab es zwei Modelle, die nach wie vor sehr rar und damit sehr teuer sind. Das Auswärts-Trikot 1990 (auch hier NUR im Original) hat Kultstatus, weil es 1991 im letzten Pokalendspiel des FC (gegen Werder) getragen wurde. Im Original habe ich dieses Stück noch nie bei eBay gesehen – nur mit Citibank-Flock (Saisonstart 1991) oder als Fake. Das zweite ist das Auswärts-Trikot von 1993-94 „Pepsi“. In der Heim-Version auch heute noch unter 50 Euro zu ersteigern, ist die rote Auswärts-Version richtig teuer – und das schon seit sieben oder acht Jahren! Hier darf auch schon mal mit 150 Euro und mehr gerechnet werden.

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Vergessen, schwelgen, warten

In der Beschäftigung mit diesem „gelebten Brauchtum“ kann man ab und zu vergessen… die Wartezeit außerhalb Kölns bis zum nächsten FC-Sieg überbrücken. Ich kann es beurteilen, denn ich lebe seit einem Jahr wieder in der tiefsten FC-Diaspora des Westfalenlandes. Da freut man sich über alles, was dem FC huldigt ;-)

NORDBERGH
(Text + Fotos)

 

2 Kommentare zu “Mit Wartezeiten muss gerechnet werden…”

  1. 7. Oktober 2009, 18:40
    Christoph

    Kompliment. Mit schönen Worten sachdienliche Hinweise verabreitet. Nur: Die emotionsgeladene Bindung an Tippkick ist mir ein wenig zu kurz gekommen. Glühend-rote Zeigefinger, durchgescheuerte Hosen, die fieberhafte Suche des schwarz-weißen „Balls“ nach einem strammen Direktschuss, heiße Diskussionen über die angezeigte Farbe, Ärger über hakende Keeper, die sich einfach nicht mehr aus der Horizontalen aufrichten lassen uswusf. Es wäre sicher einen eigenen Beitrag Wert, die gesammelten Erfahrungen aller Tippkick-Fans hier zu verwursten. MIEG sollte ernsthaft über eine Facebook Fanpage nachdenken, da käme ordentlich was zusammen.

  2. 7. Oktober 2009, 19:32
    Nordbergh

    Oh ja! Die Spieltage in einer Kneipe an der Wolbecker Str. hatten es in sich. Auf zwei Stadienplätzen wurde gleichzeitig gekickt. Wer mal die 2-Feldspieler Variante probiert und sie unter Einhaltung sportlicher Fairness richtig durchzieht, wird feststellen, wie anstrengend zweimal fünf Minuten Spielzeit sein können. Selbstverständlich gab es damals eine Satzung sowie immer auch Spielberichte vom Tage, eine Tabelle und jede Menge Pflegetipps von der genügend aushärtenden Klarlacksorte bis zur fahrlässig gezupften Augenbraue, die Günther Netzer nicht gänzlich authentisch darstellte. Die Duelle waren hart, der Schalker Protagonist drei Jahre beinahe ungeschlagen Meister und wer seine Spieler anfangs noch im Originallack beließ, konnte nach 2-3 Stunden meist nur noch die Grundfarben erkennen. Schöne Zeiten waren das…