6. Dezember 2005 | News,Tipp | Kommentare deaktiviert für FUSSBALL UNSER

FUSSBALL UNSER

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Amen! Die äußere Erscheinung von „Fußball unser“ (Süddeutsche Zeitung Edition, 18 Euro) erweckt ganz offen- und absichtlich den Eindruck, es handele sich hier um die neue Fußball-Bibel. Schwarz, Hardcover, Ledereinband, Goldschnitt, Goldprägung, Lesebändchen – enthalten sind aber weniger Quintessenz und Glaubensbekenntnis des Fußballs als vielmehr Randnotizen und herrlich unnützes Wissen. Auf den 192 Seiten des neuen statistischen Testaments der Herausgeber-Dreierkette Zaschke/Augustin/von Keisenberg erfährt der Leser keine Anekdoten über die Lebendigkeit des Spiels, sondern etwa die Maße des Spielfelds, die Namen aller Frauen, die George Best verlassen haben, oder, dass Horst Hrubesch einst ein Buch über das Dorsch-Angeln geschrieben hat. Der Mann ist Autor, das muss man sich mal Paroli laufen lassen…Lebendiger wird’s aber doch noch, bei der 1:1-Transskription des vesuvianischsten Wutausbruchs in Fantasiedeutsch, den eine Pressekonferenz hierzulande je hervorbringen durfte: Trapattoni tobt – auch auf Papier in voller Länge ein Naturereignis erster Kajüte. Und hier macht das Konzept sinnloser statistischer Geschichtsschreibung plötzlich noch mehr Sinn, weil so neben dem Volksgut „Was erlaube Struunz“, „wie eine Flasche leer“ und „habe fertig“ nicht einer der ebenso goldenen Nebensätze verloren geht. FANartisch meint: Alles in allem also etwas für jene, die ohnehin schon alles über Fußball wissen (oder das zumindest über sich denken). Schön gemacht, Statistik vom Feinsten, aber wer über Spiel, Leidenschaft und Support lesen möchte, der möge sich eine andere Bibel suchen (vielleicht eine, die mit „Fever“ beginnt und mit „Pitch“ aufhört)…

BUCK LEBOWSKI