Quo vadis, Weltfußball? Ob Sepp Blatter als FIFA-Präsident gewählt, bestätigt oder per Akklamation ausgesessen und dann schon in zwei Jahren von Michel Platini abgelöst wird, ist angesichts der Informationslage von Blatter-Pressekonferenzen (siehe Video oben) oder Jack-Warner-Nicht-Pressekonferenzen und Blatter-Interviews (oder Jack-Warner-Interviews und Jack-Warner-Dementis) fast schon egal. Weil unabänderbar, schicksalhaft, gottgewollt. Die Protagonisten spielen ihr eigenes Machtspiel, das mit „The Beautiful Game“ aber auch wirklich nichts mehr gemeinsam hat. Ob die WM-Vergabe nach Russland 2018 und Katar 2022 etwas mit Korruption, Schmiergeld-Affäre oder einfach nur strukturellen oder persönlichen Ausgleichszahlungen von Geld, viel Geld zu tun hat? Wer wollte den bloßen Verdacht je mit jener Transparenz ausräumen, die einem Fußballverband, dem Weltfußballverband gut zu Gesicht stehen würde? Die FIFA wählt heute den Präsidenten, der die Korruption aufgeklärt sieht und für erledigt erklärt. „Crisis? What is a Crisis?“, fragt Josef Blatter, amtierender FIFA-Präsident, wiedergewählter FIFA-Präsident, alternativloser FIFA-Präsident. Wie vernetzt muss ein Präsident wie Blatter sein, um vier Amtszeiten politisch zu überleben? Politisch, nicht imagemäßig… FANartisch hat 11 Axiome zur Fußballverträglichkeit von Fußballverbänden zusammengetragen, von denen jedes einzelne Axiom natürlich noch nicht validiert ist. Schließlich verfügen wir nicht über eine Ethikkommission, eine besonders schnelle Eingreiftruppe wie die FIFA. Wohl aber über das Herz am rechten Fleck, die Liebe zum Fußball und einen Hauch Fußballweisheit. 11 Axiome sollt ihr sein…

01) Ein Fußballverband ist mehr als die Summe seiner Korruptionen.
02) Sepp Blatter ist Präsident und Prinzip.
03) Wie es in den Blatter-Wald hineinschallt, so schallt es zurück.
04) Ein Fußballverband ist nur so korrupt, wie die Strukturen es zulassen.
05) Transparenz muss man wollen.
06) Jede Ethik-Kommission ist nur so gut wie die Ethik, die sie vertritt.
07) Ein Funktionär wäscht den anderen.
08) Entwicklungshilfe hört da auf, wo die persönlichen Interessen beginnen.
09) Macht ist eine Droge.
10) Korruption klingt auch nicht vornehmer als Schmiergeld-Affäre.
11) Heinrich Haffenloher wäre der beste FIFA-Präsident, den der Weltfußball je gesehen hätte (siehe Video 2, q.e.d.)

Viele Interviewer suchen bei Sepp Blatter nach Antworten, nicht selten nach ganz anderen Antworten, als sie FIFA-Präsident Blatter dann gibt. Vielleicht stimmt ja auch einfach was mit den Fragen nicht? Viele Antworten passen halt einfach zu ganz anderen Fragen…

Das 11Freunde-Interview mit Jens Weinreich taugt als vertiefende Einführung in das System Blatter.