10. Februar 2007 | Auswärtsspiel,Le Pissoir,News | Kommentare deaktiviert für WELTMEISTER DER SCHMERZEN

WELTMEISTER DER SCHMERZEN

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 Alles Ultra oder was – die meisten Medien differenzieren gar nicht mehr, werfen alles in einen Sack, viele Medienvertreter lernen gerade erst, was ein Ultra-Manifest ist, was den Ultra eigentlich vom Hooligan unterscheidet. Vom Mafioso dagegen haben sie bereits ein klares Bild: Der sitzt im abgedunkelten Hinterzimmer und hat zwei trockene Brötchen im Mund.

Ja, bei dieser Überschrift kann es dieser Tage nur um Italien gehen – und Zinedine Zidane hat es schon vor Monaten gewusst, genau wie alle deutschen „Lieber Dritter als Petze“-T-Shirt-Träger und „Nie wieder Pizza“-Gröhler. Der am schlechtesten tätowierte „Fußballer“ aller Zeiten, dieser ewige Klassenrowdy Marco Materazzi ist spätestens seit dem WM-Finale Prophet im eigenen Lande und zieht seinen schmerzhaften Stil der Gegnerbekämpfung natürlich auch nach der Weltmeisterschaft repräsentativ für die italienischen „Ultras“, die lieber Mafiosi, Hooligans, Faschisten oder Waschbeckenwerfer sein wollen, in den Stadien weiterhin gladiatoresk durch. Und um diese Stadien soll es nun repräsentativ für neue altbekannte Gesellschaftsphänomene gehen, die Stadien sollen bestraft werden, denn sie sind es schuld, alles. Zu unsicher sind sie, um den Spielbetrieb im Lande des stolzen Weltmeisters unverändert sichern zu können, Rote Karte für 25 Stadien. Geisterstunde. 11 von 21 Spielen der Seria A und B müssten vor leeren Rängen stattfinden, die Aufkleber mit den „Wir müssen draußen bleiben!“-Ultras werden wohl schon gedruckt. Geisterspiele. Platzverweis für die Fans, die Tifosi, die Rentner, Platzverweis für alle, Sippenhaft – eine italienische Lösung. The show must go on! Der 17-jährige Randalierer, der den Polizisten Filippo Raciti im Umfeld des sizilianischen Derbys Catania – Palermo mit einem herausgerissenen Waschbecken als Wurfgeschoss tödlich verletzt haben soll, ist gefasst und soll gestanden haben. Die Schmerzen im italienischen Fußball dauern an, die schmerzhaften Einschnitte zur Normalisierung des Status Quo haben gerade erst begonnen.

TOM S. HUNTER