13. August 2009 | Le Pissoir,News | Kommentare deaktiviert für Pay-TV-Test: Mein erstes Mal … mit Sky

Pay-TV-Test: Mein erstes Mal … mit Sky

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Giselle Bündchen kann einem im spanisch- und portugiesisch-sprachigen Bereich alles verkaufen, sogar Fußball auf dem Pay-TV-Sender SKY. FANartiker wie NORDBERGH fallen auf solche Marketing-Tricks nicht so leicht rein (obwohl er ein Mann ist), auch wenn seine Meinung natürlich nie hundertprozentig deckungsgleich die der gesamten FANartisch-Redaktion widerspiegelt (NORDBERGH ist FC-Fan). Unser Neuzugang ist ein knallharter Verteidiger gegen die Langeweile – und seine Wahrnehmung vom leichten Kölsch-Konsum kein bisschen getrübt, selbst wenn er sich mal widersprechen sollte…


Da war er also endlich, der erste Spieltag. Der 1. FC Köln musste auswärts in Dortmund ran. Freunde, mit denen ich normalerweise im Kölner Stadion stehe, haben jetzt Sky-Bundesliga und hatten zum Fußball-TV eingeladen. Ob es irgendwer geahnt hatte, aber das Spiel auf Sky war so dermaßen öde, so unglaublich langweilig, einschläfernd … selbst das Kölsch schmeckte mir nicht. Doch lag das wirklich am Spiel?

Premiere heißt jetzt Sky

Ich war gespannt auf Sky. Also saßen wir mit Trikot, Kölsch, Schnittchen und allem Zipp & Zapp vor der Kiste. (Übrigens, während ich jetzt hier schreibe, geht parallel auf n-tv die Meldung: Sky auch im zweiten Quartal 2009 in den roten Zahlen. Oh, welch’ Überraschung!)
Na denn: Raider heißt jetzt Twix, Karstadt heißt jetzt Arcandor und Premiere heißt jetzt Sky – eingereiht in die Chronologie großer Erfolge in der Markenführung.

Warum fragt mich bis heute keiner: Mensch, hast du diese tolle Live-Übertragung auf Sky gesehen? Warum komme ich mir mit Trikot, Schal und Kölsch im Stadion wie zu Hause und bei Sky wie auf der Betriebsfeier eines Pharmakonzerns bei der Produkteinführung eines neuen Schlafmittels vor – also gewissermaßen deplatziert?

Am ersten Spieltag hätten wir genauso gut „Bingo“ auf NDR3 sehen können, wäre spannender gewesen. Wie kann denn (im zweiten Jahr) jemand wie Jessica Kastrop mit einem derartig aufdringlichen Lispeln etwas anderes moderieren als eine Persiflage auf Katja Burkard bei Punkt 12 (RTL)? Aufgebrezelt wie zum Abi-Ball und bekleidet in einem blauen Seidenschleifchen, in dem auch das magersüchtigste Top-Model wie eine frisch abgepackte „Braunschweiger“ ausgesehen hätte! Mal abgesehen davon, dass ich bis heute nicht weiß, warum alle Moderatoren-Herren immer mit Anzug und Krawatte dastehen, als hätten sie gleich ein Vorstellungsgespräch zur Ausbildung als Bankkaufmann vor sich. Ist das wirklich das Beste, was wir Fußballfans verdient haben, Herr B. Kerner?

Was will mir der Künstler damit sagen?

Wenn ich aufgeregt bin, hänge ich manchmal bei Konsonanten wie ‚b’ oder ‚p’ – na ja und andere lispeln eben. Aber wenn ich dann im TV moderieren will, dann gehe ich doch vorher mal zum Logopäden!

Was hatten diese Damen und Herren am Samstag bei Sky eigentlich mit dem gemeinen Fußballfan gemeinsam? Ein Fernsehstudio im Tagesthemen-Look, Moderatoren mit Schlips und Kragen – aber vielleicht geht Frau Kastrop ja auch im Abendkleidchen ins Stadion!?
Was will mir Sky damit sagen? Wollen sich die Moderatoren optisch bewusst vom gemeinen Fußballfan distanzieren? Will man damit vielleicht sportjournalistische Seriosität ausstrahlen – am besten noch mit Fragen wie: „Wollten Sie gewinnen?“ Oder will man im C&A-Business-Outfit vielleicht den hochrangigen Interviewpartnern Respekt zollen?

Ich will Fußball gucken, Spaß haben, mich aufregen, alles besser wissen, dem Adil Chihi – wie im Stadion – zurufen, dass man Eckbälle nicht immer auf Meereshöhe schlagen muss, dann mein Auswärts-Bier trinken und mich wieder beruhigen. Und ganz ehrlich, wenn ich mich sonst so im Stadion umsehe, dann bin ich bestimmt nicht der Einzige, der so denkt.

Heribert Fassbender muss zurück!

Das, was ich am ersten Spieltag bei Sky gesehen habe, geht an der Käuferzielgruppe der Fußballfans kilometerweit vorbei. Das, was die Vereine begriffen haben, dem Besucher mehr als nur Fußball, nämlich ein Event rund um und mit Fußball zu bieten, das scheint auch nach der Kirch-Insolvenz immer noch nicht in den TV-Redaktionen angekommen zu sein.

Bei so viel Beliebigkeit, uninspirierter Präsentation und so viel Ignoranz habe ich keine andere Wahl als zur Fernseh-Revolution aufzurufen! Wichtigster Punkt: Ich will Heribert Fassbender zurück – damit die Übergangsphase zu einer lockeren und unterhaltungsbezogenen Fußball-TV-Präsentation nicht zu brutal wird!

Fußball ist Sport und lebt von der Show!

Lasst doch ne Handvoll Gastexperten und eine(n) Moderator/Moderatorin die Bundesliga im Studio auf einer Couch oder an einem Thresen oder in einer fingierten Gartenlaube präsentieren – mit Grill, Würstchen, Kartoffelsalat und alkoholfreien Getränken (Jugendliche saufen schon genug). Das muss ja nicht so aussehen wie bei Nachbars Lumpi unter’m Sofa.

Ich will eine Bundesliga-Sendung, bei der ich im Fankreise das Stadion NICHT in jeder Sekunde vermisse! Eine Sendung, bei der ich keine Katja-Burkard-Imitation ertragen muss, sondern ein Moderatorenteam wie vielleicht Olli Pocher & Werner Lorant oder Olli Dietrich und Paul Breitner – im Trainingsanzug.
Fußball lebt von der Show. Wenn Fußball nur vom Sport leben würde, wären etwa beim 1. FC in Köln nicht ca. 45.000 sondern nur noch 5.000 Menschen im Schnitt anwesend – alles Sponsoren, Offizielle und Freikarten.

Deshalb bin ich wegen der Auftaktniederlage in Dortmund und des Eigentors vom untröstlichen Marvin Matip nicht allzu geknickt. In Dortmund hat der FC selten gut ausgesehen, und außerdem war der angeblich übergewichtige Maniche über 90 Minuten ein überraschender Aktivposten. Sky war viel schlimmer als das Spiel, und ich kann es gar nicht abwarten, spätestens gegen Frankfurt wieder auf der Kölner Südtribüne zu stehen – mit Trikot, Schal, Kölsch und wichtigen Anweisungen für die Spieler, wenn sie an unserer Eckfahne stehen. Und beim nächsten Auswärtsspiel? Hey, es gibt ja immer noch die Sportzeit im Radio auf WDR2! Wie früher…

NORDBERGH