13. Oktober 2005 | Auswärtsspiel,Kick,News | Kommentare deaktiviert für LETZTER

LETZTER

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Als ich wie immer als Letzter in die Kabine komme, fliegt schon ein Torwarthandschuh von Peppi knapp an meinem rechten Ohr vorbei, der andere klatscht ironischerweise Markus satt auf den bereits blanken Hintern, heute noch der Einäugige unter uns Blinden. Habe ich wirklich so schlecht gespielt? Nach einer Minute Krakeelen und Bambule und fünf Minuten Trinken und auf den Boden Starren und Schwitzen und auf den Boden Starren habe ich die Antwort für mich gefunden. Ja gut, schon, nicht so gut, dumm gelaufen das mit dem Rückpass, aber mein Gegenspieler hat bei seinen Toren jetzt mal echt Suppe gehabt. Auch die Elfer waren keine, sogar alle beide nicht. Soll ich mich etwa in Luft auflösen?

Erst nach dem zweiten Bier gehe ich Duschen. Als ich wie immer als Letzter den dampfenden Orkus der Reinigung betrete, sind immerhin noch Speedy, Alex und Lusche am Schäumen. Speedy tut so, als ob er eine Adilette nach mir schmeißt, zieht sie aber wieder an, nachdem sich – wie schon zuvor bei Peppi und überhaupt im ganzen Spiel – bei mir kein Reflex einstellen will. Dafür habe ich auf einmal ein breites Grinsen im Gesicht. Was quietscht er so komisch mit seiner Gummi-Besohlung auf dem Boden rum? Irgendwie rhythmisch, seine beste Performance heute. Dieser Groove hat eine Reaktion meinerseits verdient, ich beginne, mit meinem Duschgel auf die erstbeste Armatur zu klöppeln, jetzt habe ich den Takt.

Lusche jauchzt auf, sein Lachen verrät, dass nun auch der Stevie Wonder unserer Truppe was gemerkt hat. Sein Beitrag: Dusche an, Dusche aus, an, aus, anausan – gleich hat er den Hebel in der Hand, unser Grobmotoriker. Aber: Yeah! Ich werde wilder. Wenn ich mich beim Duschgel-Trommeln an die Wand lehne, kann ich mit einem Fuß an die Kacheln klatschen. Ich entscheide mich für den rechten, der linke hat mich schon in der ersten Halbzeit beim Eigentor im Stich gelassen. Jetzt bin ich ganz Kachelmann, bin das Tier der Muppet-Show, bin Rock’n’Roll. Alex hat anscheinend auch kein Wasser mehr in den Ohren, fasziniert schaue ich ihm dabei zu, wie er einen Duschkopf dekonstruiert, um damit gepflegt auf diverse Rohre zu dengeln. So viel Rhythmusgefühl hätte ich ihm gar nicht zugetraut, von Geistesgegenwart und Anarchiegehalt ganz zu schweigen. Quietschend, trommelnd, bewässernd, klatschend, dengelnd steigern wir uns in einen Rausch, wir, die funky Einheit zwischen allen Mannschaftsteilen, United Steilpass-Clan vom Stamme des Free-Jazz. Wir drehen das Spiel noch, jetzt, weit nach Schlusspfiff. Wenn wir hier schon nicht gewinnen können, hauen wir ihnen wenigstens die Dusche kaputt…

BUCK LEBOWSKI