Ironie in der Fußball-Werbung – in Holland hat das jetzt Tradition. Bevor Oranje mit 0 Punkten nach Hause fuhr und die EM 2012 den anderen großen Fußballnationen des alten Kontinents überließ, war die Stimmung in den Niederlanden mal wieder oberflächlich betrachtet „supi“. Die Werbestimmung sowieso, das Geschäft mit dem Fußball sollte brummen, wenn die Elftal den Titel holt. Ganz Holland eine einzige Fußball-Werbung in Oranje, und sogar die holländische Nationalhymne wollte man mit Bierflaschen plöppen. So eine mit Bier in der Bügelflasche geplöppte Hymne wie im Werbespot im Video oben weist aber schon auf jenes Frustsaufen voraus, wenn die Misstöne in der Elftal mal wieder so disharmonisch sind wie ein großer Nationalrülps und jeder nur sein Ding macht. „Egoland gegen Legoland“ war bislang die schönste Überschrift der Europameisterschaft, und als Legoland Dänemark Egoland Holland schlug, war das noch ein Überraschungssieg. Bevor sich die Niederländer an Niederlagen gewöhnen mussten, weil Insider drei Grüppchen im Kader ausmachten, die einander misstrauisch bis ablehnend gegenüberstanden. Und dann auch auf dem Platz auch schon mal standen, statt zu laufen, und sich stritten, statt an einem Strang zu ziehen wie in der holländischen Fußball-Werbung unten in Video 3. Grüppchenbildung ohne Schwarmintelligenz…

Einigkeit und Recht auf Käse, den zu spielen man nur zusammen gegeneinander in der Lage war. Tolle Einzelspieler allesamt, doch Bert van Marwijk muss sich vorwerfen lassen, keinen Teamspirit zum Leben erweckt zu haben. Der Werbetraum von der großen Einigkeit und der großen Oranje-Familie blieb blanke Weltironie – ebenso wie der Traum von den Gewinner-Trikots, die V wie Victory verheißen bei bloßem Anziehen. Zumindest wenn sich alle, wirklich alle ablenken ließen von den heißen sexy Football-Girls auf der Tribüne, weil man so etwas ja überhaupt noch nie gesehen hat. Siehe Video 2 mit der nächsten großen Ironie in der Fußball-Werbung: So, und nur so hätte Holland vielleicht Tore geschossen bei der Fußball-Europameisterschaft, Plural, Tore, eins nach dem anderen. Okay, mehr als eins… FANartisch meint: Wir ahnten immer schon, dass auch Fußballwerbung lügt, aber dass sie so ironisch übertreibt und das ganze ins krasse Gegenteil persifliert, war uns nicht bewusst. Ein deutscher Schelm, wer umso mehr Spaß an den fantastischen Werbeclips hat…

Fußball-Werbung aus Holland: Alles Käse in Oranje?
Wie die Ironie in die Fußball-Werbung kam…
3 Videos mit holländischen Werbespots als Fallbeispiele maßloser Übertreibung

Ausziehen, ausziehen!? Anziehende Werbung mit attraktiven Fußball-Models in knappen Trikotagen, die an Dessous erinnern und an Lingerie grenzen. Dem Kameramann wird’s egal gewesen sein. Und es wäre eine reelle Chance auf das entscheidende Tor mehr gewesen, wenn der Konjunktiv im Fußball Resultate verändern dürfte. Würde verändern können dürfen. Oder so…

Der Schulterschluss einer ganzen Fußballnation endete ausgerechnet kurz vor dem Kader, der die Kettenreaktion nicht mitmachte. Die letzen Dominosteine fielen nicht, die Umarmung von de Jong, van der Vaart, van Persie, Robben, Sneijder und Konsorten war ein Fake – auf dem Platz lief nichts zusammen, in der Kabine verstand man sich genauso wenig wie auf dem Trainingsplatz. Und der Running Gag „Arjen Robben umkurvt mit dem Ball am Fuß zwei Gegenspieler, dringt in den Strafraum ein, übersieht den völlig freistehenden Mitspieler X und schießt rechts/links neben oder über das Tor oder schließt mit einem laschen Schuss ab, der als Rückpass noch zu lahm wäre und vom Torwart mitleidig lächelnd aufgenommen wird“ war ein Gag, über den Gegner der Niederlande sogar herzhaft lachen konnten. Ganz ohne Ironie…