3. September 2009 | Le Pissoir,News | 4 Kommentare

Don’t Panic, 1. FC Köln: Hitchhiker’s Guide through kölsche Galaxy

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DON’T PANIC! Wie relaxt der Kölner im Vergleich zu den vergangenen Jahren zurzeit mit dem Fehlstart seines FC in der Bundesliga umgeht, erklärt uns NORDBERGH’s Guide through kölsche Galaxy (NORDBERGHs Führer durch Kölsch & Klüngel): Der 1. FC Köln und die zwei Seiten der Medaille… Foto: Sylvia Hemmerling


Kopf oder Zahl heißt es wieder mal beim ruhmreichen FC. Will meinen, rollen gleich die Köpfe oder muss der Fan vorher erst wieder kräftig draufzahlen? Ist die aktuelle Situation gut oder schlecht?

Die Saison

Mal nüchtern betrachtet, was wollen wir denn eigentlich? Der FC ist im zweiten Jahr en suite in der ersten Bundesliga vertreten! Wann gab’s das zuletzt schon!? Ja ja, zuletzt hatten wir gerade den 11. September verdaut, als man in Köln glaubte, wir bleiben auch länger als zwei Jahre hintereinander drin. Die offizielle Währung nannte sich damals noch DM (sprich: Dehmark) und wir hatten uns im Vorjahr unsere ersten Dauerkarten gekauft – und zwar für das Müngersdorfer Stadion!
Siehste! So gut ging es uns schon lange nicht mehr! Abgesehen davon, hätte mir jemand vor dieser Saison gesagt, dass wir gegen Dortmund, Wolfsburg und Hamburg verlieren und gegen Frankfurt zwei Punkte verschenken, hätte ich geantwortet: Na und? So war’s doch schon immer! Die Reihenfolge der Gegner zu Beginn ist halt ein bisschen … blöd gelaufen.

Die Spieler

Der FC hat zuletzt Klasse eingekauft. In den letzten drei Jahren haben sich Geromel, Mohammad und Novakovic zu echten Perlen entwickelt. Der angeblich übergewichtige (glaube ich heute noch nicht dran) Maniche ist momentan das helle Licht in meinen trüben Augen, und Mondragon macht derzeit einen auf „Gandalf von der Grundlinie“.
Wie war das 2002? Äh … oh ja! Marco Reich wurde mit viel Vorschusslorbeeren und trotz reichlich peinlicher TV-Auftritte von Ewald Lienen und Hannes Linßen nach Köln geholt. Das große Idol sollte er werden – neben Lottner und Timm. Und vor 2002? Seit 1990 hieß es doch: Hol einen Spieler nach Köln und er vergisst augenblicklich, wie man Fußball spielt. Wer weiß, wie gut Polster heute dastehen würde… Sieht also derzeit gar nicht soooo übel aus, oder?

Die Presse

Mal ehrlich, ist irgendjemand überrascht, wenn man liest „Prinz Frust: Wieder beim falschen Verein?“ oder „Macht sich Poldi in Köln alles kaputt?“ Also bitte! Die BILD konnte doch schon immer besser Fragen stellen als Nachrichten generieren. So ist das halt im Blätterwald – du stehst unten und damit bist du unter der Rubrik „Oben“ nun mal kein Thema.
Der Unterschied ist: In den letzten 10-12 Jahren war der 1. FC Köln bei allen Profi- und Wichtigtuer-Prognosen fast immer mehrheitlich unter den potenziellen Abstiegskandidaten. Auch im geschätzten Kicker-Sonderheft, als sich darin noch vereinzelt geschriebene Artikel finden ließen. Auch bei Sport1.de oder sonstwo, die Prognose war: Der FC sollte stark genug für den Klassenerhalt sein. Mir scheint, da hat sich in den letzten zwei Jahren etwas in der Szene bewegt. Woher diese Sympathie kommt, vermag ich nicht zu spekulieren. Zu sehr hängen mir immer noch die Jahre hämischer DSF-Kommentare in den Ohren, die selbst an den leidenden FC-Fans kein gutes Haar ließen. Und das hat in Zeiten eines 1:6 gegen Hannover, 1:4 gegen St. Pauli und drei aufeinanderfolgenden Niederlagen gegen Fortuna Köln ganz schön weh getan.

Die FC-Fans

Mag sein, dass der gemeine FC-Fan in Deutschland nicht zwingend zu den beliebtesten gehört. Dass wir uns nicht missverstehen! Mich ärgert das, denn es liegt immer auch am eigenen Verhalten. Und so manche Übertragung von Auswärtsspielen … Ach, das soll hier nicht das Thema sein, vielleicht später mal. Welcher Fußball-Fan in der oberen Klasse hat in den letzten 12 Jahren so gelitten wie wir? Unsicher in der Antwort? Ich sage nur: Abstieg 1998, Abstieg 2002, Abstieg 2004, Abstieg 2006 und ein Heer von fußballerischen Eintagsfliegen mit von mir gehässig ausgesuchten Namen wie „Das Bierchen“, Hasenhüttl oder Kraft, denen das Unvermögen bereits in die Personendaten ihrer Ausweise gedruckt wurde. Wenn einer allwöchentlich sein Frustbier verdient hatte, dann doch wohl der FC-Fan.
Aber dennoch stieg und steigt die Mitgliederzahl stetig weiter – übrigens seit 1993. Es kommen immer mehr Fans ins Stadion. 2006 hatte ein Mitarbeiter des Vereins sehr nett aber nur halb im Scherz versucht, mich privat gegen ein großzügiges Entgelt zum Verkauf meiner Dauerkarte zu bewegen. Da gab’s bei uns im Süden nämlich keine Rückgaben – nach einer Zweitliga-Saison unter dem netten Senner Hans-Peter aus den Bergen und dem 4:2 Pokalsieg gegen Schalke als einzigem fußballerischen Höhepunkt! Beim Ticketverkauf für das Spiel brach zweitweise sogar der Server von KölnTicket ein – und die können was!
Der FC-Fan scheint mir gedanklich weit von UEFA-Cup- oder ähnlich wirren Tagträumen entfernt. Ich kriege davon im Stadion und privaten Fan-Umfeld nix mit. Erstaunlich ist allerdings der Wandel zur großzügigen Geduldsamkeit. Ja, es wird gepfiffen und manchmal sogar unwirsch geflucht, aber mein Eindruck ist: Alle wollen dem FC mehr Zeit geben als in den Jahren davor. Warum?

Die Zukunft

Der 1. FC aus Köln kann auch ohne Christoph Daum überleben. Eine Erkenntnis, derer man sich zwischen 1986 und 2008 nicht sicher sein konnte. Mit Wolfgang Overath, Michael Meyer, Claus Horstmann etc. mangelt es an Namen und Kompetenz so wenig wie schon lange nicht mehr. Der FC ist auch nicht der Aufsteiger, der vom Überraschungsmoment beim Gegner lebt. Wir kommen doch schließlich regelmäßig aus der zweiten Liga wieder zurück. Die Siege letztes Jahr waren also nicht automatisch alle nur Glückstreffer.
Das Geld tragen die Fans auch weiterhin mit viel Geduld in die Stadien, trotz erhöhter Preise. Und nach Jahren des Leidens ist vielen Fans auch das mehr als flüssige und fade Kölsch und Pils im Stadion Wurscht. Bei manchen vermute ich sogar eine bewusste Kaufentscheidung dahinter.
Das wird schon wieder mit dem FC, lass mal alle ihren Job machen. Auch ich bin für meine Verhältnisse noch erstaunlich weit von der ersten Panikattacke entfernt.

NORDBERGH

 

4 Kommentare zu “Don’t Panic, 1. FC Köln: Hitchhiker’s Guide through kölsche Galaxy”

  1. 3. September 2009, 20:24
    sebi

    Sehr schön geschrieben – trifft tatsächlich auch auf meine derzeitige Stimmung zu.

  2. 3. September 2009, 20:26
    sebi

    achja:

    Der Hund ist ja herrlich, woher ist das Foto?

  3. 4. September 2009, 13:42
    BUCK LEBOWSKI

    Hi sebi,
    das Foto vom Geißbock Hennes im Karneval wurde von Sylvia Hemmerling geschossen und haben wir von unseren 11Freunden bekommen. Hat der sich doch glatt als Hund verkleidet… (Ist übrigens schon was länger her)

  4. 4. September 2009, 15:15
    Adrian

    Ich kann nur sagen dumbs up, habe mir ehrlich gesagt genau die gleichen gedanken zum Sasion auftakt gemacht!
    Auch wenn ich jetzt länger nicht mehr im Stadion war da mir die Anreise aus Brüssel einfach zu lange dauert finde ich es schön das nicht gepfiffen etc wird, denn das hilft niemanden. Zur Mannschaft noch: Meiner meinung nach eine die beste seit bestimmt 5 Jahren, hoffe das mit dem „fest beißen“ auf round about platz 12-10 klappt!