Bundesliga remixed #12
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Wie sagte doch Dittsche so schön: „Wenn wir die Unruhe nicht aus dem Lehmann rauskriegen, sehe ich schwarz für die EM.“ Und: „Ein Gorilla will auch greifen. Das ist ein Greifer. Man könnte doch einfach einen Gorilla anlernen als Torwart…“ Die Weltideen vom Dittschmeister waren aber diesmal nicht die Höhepunkte vom Fußball-Wochenende. Ganz andere machten die Schlagzeilen, richtig fette, spannende Schlagzeilen.
Mario Gomez etwa, beim 0:1-Siegtreffer für den VfB schon wieder ein Raubtier im Streichelzoo. Seine Weltklasse-Moves im Strafraum machten den Unterschied zwischen desaströs schwächelndem Pokalsieger und dem sich gerade noch rechtzeitig aufrappelnden Deutschen Meister. Hans „Happy Birthday To Me“ Meyer musste sich ausgerechnet an seinem 65. Geburtstag (Congratulations!) auch wieder mit immer Meyer-kritischer werdender Journaille auseinandersetzen. Ob das in Nürnberg längst zum Trainerdenkmal gewordene kauzige Urgestein auf seine alten Tage überhaupt noch die Lust aufbringt, Ironie, Sarkasmus und Humor phasenweise mal beiseite zu legen und sich wieder fußballlehrerhaft-verbindlich aus der Affaire zu ziehen? Spannende Frage für die nächsten Wochen…
Jenseits von Gut und Böse und über alle Fragen erhaben dagegen schon Ernst „Ich glaube, wie lange ich in Bielefeld Coach bin, entscheide immer noch ich“ Middendorp. Und jenes so leicht mit Arroganz zu verwechselnde majestätisch erhabene, überlegene, geradezu göttliche Selbstbewusstsein offenbart der Bielefelder Trainer ausgerechnet in einer Phase, in der die Abk. „Arm. Bielefeld“ wieder für „arm, ärmer, am ärmsten“ steht. Die Leistungskurve der Mannschaft wirft zumindest Fragen auf, und das nicht nur bei dem treuen Anhang, der in Leverkusen schon zur Halbzeit demonstrativ den Fanblock verließ, um später umso wütender zurückzukommen und sich lauthals über die Katastrophe zu beschweren und dem Unmut ein wenig Luft zu machen. Bei Reinhard Saftig gibt es keine Trainerdiskussion. Außerhalb von Reinhard Saftig schon…
Die Null steht dank eines überragenden Oka Nikolov in Fröttmanning, die Fünf dank Wölfe-„Abwehr“ in Bochum. Ottmar „haben wir heute nicht das letzte Quentchen Glück gehabt“ Hitzfeld nimmt’s mit Fassung. Felix „Der Lenker von Wolfsburg“ Magath auch. Auf die Frage, wann die Wolfsburger mal so weit oben stehen wie Magaths Ex-Klubs Bayern, HSV und Bremen, antwortet er mayeresk: „Wahrscheinlich wenn ich die nicht mehr trainiere…“ Und dank Huub „Der Knurrer von Kerkrade“ Stevens wird’s jetzt richtig spannend in der bayerndominierten Bundesliga. Der HSV-Coach widmete den Hamburger 2-1-Sieg über Hertha Abwehr-Juwel Vincent Kompany, der wegen des Todes seiner Mutter nicht im Aufgebot stand. Respekt und Anteilnahme.
Weniger Respekt hatte Dortmunds Coach Thomas „nur eine Momentaufnahme“ Doll für Philipp Degen, der den Elfmeter für 96 übermütig, übermotiviert, kurzsichtig, überheblich bis bescheuert verschuldete. Und sich hinterher sogar noch uneinsichtig zeigte. So ist das, wenn man mit seinem Einsteigen schon viel zu lange Glück hatte…
Apropos Glück: Mit etwas Glück wurde es noch mal so richtig spannend in der Bundesliga, jetzt steht uns mit dem 13. ein besonders packender Spieltag bevor. Stuttgart – Bayern und Schalke – Hamburg sind da nur die absoluten Highlights, auch Bremen – Karlsruhe hat was, mit Dortmund – Frankfurt steigt direkt die Pokalrevanche. Und sogar im Ruhrpott-Duell Duisburg – Bochum wird Eisen gebogen, bei Hertha – Hannover ist Musike drin, im Osten zeigt sich an der Küste, wer zwischen Rostock und Cottbus zurzeit der Stärkere ist, bei Bielefeld – Nürnberg werden nicht nur Aufstiegserinnerungen wach, sondern auch Trainer jagende Journalisten – und sogar das Werksduell der Wolfsburger mit Bayer Leverkusen hat Feuer… Das sind doch Perspektiven!
TOM S. HUNTER